Nun ist es also klar: Heute wurde uns per Post der Werbeprospekt für den zweiten Teil der Regierungsratswahlen zugestellt. Für die Vertreterin der SVP und den (dritten) Kandidaten der FDP wirbt ein Briefumschlag mit den Portraitfotos der Beiden und als Dienstleistung entnehme ich dem Umschlag drei mit den beiden Namen ausgefüllte Stimmzettel.
Mit diesem Akt der Ignoranz und der Dominanz wird mir einmal mehr deutlich gemacht, wie ich mich – zusammen mit einigen wenigen grünen oder linken Frauen und Männern – hier im Kanton Uri in der Minderheit befinde.
Nachdem unser Kanton die unsägliche „Ausschaffungsinitiative“ am 28. Februar angenommen hat und nachdem wir uns vom Propagandatrommelfeuer der Baulobby auch auf die Befürworterseite zur fünften Gotthardröhre locken liessen, war bestätigt, dass Uri politisch und kulturell zum unbedarften, rückständigen und reaktiven Teil der Schweiz gehört.
Der französische Name für die Zentralschweiz bekam aktuelle Bedeutung für mich, komme ich mir doch besonders in Haltungsfragen oft in einer andern Welt, der „Suisse primitive“ vor.
Das Resultat der Kantonsparlamentswahlen bildet die erdrückende Dominanz der Bürgerlichen deutlich ab: 55 zu 9. Nun steht noch der letzte Schritt der Exekutivwahlen an: Es sind 7 Regierungsratssitze zu besetzen, 5 (davon 2 Frauen) sind bereits bürgerlich vergeben, zwei werden am 10.April gewählt.
Wie nicht anders zu erwarten, hat sich die FDP, welche bereits 2 Sitze eroberte, mit der SVP verbündet und ein „Zweierpäckli“ geschnürt. Die klare Absicht und der deutliche Wille ist also die totale bürgerliche Regierung, welche die Minderheit ausschliesst.
Dies ist eine klare Absage an jene Mitbürgerinnen und Mitbürger, die sich konstruktiv und aktiv auch mit ihrer Minderheitenmeinung einbringen und unser Gemeinwesen mitgestalten wollen.
Wie will dieses Gemeinwesen glaubwürdig den integrativen Bildungsauftrag, oder die Integration von Flüchtlingen verwirklichen!
Wir werden nur allzu schnell all die Spar- und Ausschlusspostulate – Luzern, Schwyz, etc. machen es vor – vernehmen und mit Abscheu erleben, wie das soziale Klima auch in Uri immer kälter wird.
Das Selbstverständnis unserer Demokratie lautet eben: „Uri, Wiege der Schweizer Demokratie, du gehörst uns, der Mehrheit!!“